Samstag, 27. April 2013

Tawtute amip pähem / Ein neuer Mensch kommt

Mipa tawtute ayoer pähem. Lam oer fwa por lu yayawr nì'it teri Dallan.
(Ein neuer Himmelsmensch kommt zu uns. Es scheint mir, sie ist etwas verwirrt wegen Dallan.)

Die Nacht war ruhig. Hatte mir Eywa in der Nacht zuvor noch einen sehr schlimmen Traum gebracht, so belohnte sie mich diesmal mit einem sehr, sehr schönen, denn ich träumte von meinem muntxatan (Ehemann), der mir zärtlich seine Hand tastend auf meinen immer dicker werdenden Bauch legt und mir sagt, wie sehr er mich liebt und wie sehr sich auf unser Kind freut. Ich vermisse ihn...

Für heute habe ich mir vorgenommen, mit Ya'rrì, meinem Ikran (Banshee) zu den Iknimaya Bergen (schwebende Felsen) hinauf zu fliegen, um nachzusehen, wie es den anderen Ikranen (Banshees) dort geht. Haben sie die seltsame Krankheit tatsächlich alle gut überstanden?  Hat Kee diese Pilze wirklich alle entfernen können oder wachsen sie vielleicht wieder nach?

Donnerstag, 25. April 2013

Wutso mì na'rìng / Ein Essen im Wald

Ayoe kä ne na'rìng fte yivom ulte nìn pxeyerik amip. 
(Wir gehen in den Wald, um dort zu essen und entdecken drei neue Yeriks.)
Mit klopfendem Herzen wache ich schweissgebadet auf, sehe immer noch die letzten, grausamen Bilder meines Traumes vor mir und halte mir die Hände vor meine Augen. In der Hoffnung, Dann erst, einige viel zu lange Momente später realisiere ich, dass alles nur ein Traum war. Aber es war alles so fürchterlich real...

Ich höre noch immer die Schmerzensschreie der Jäger und Krieger, der Frauen und ihrer Kinder, ihrer fa'li (Schreckenspferde) und ayikran (Banshees), höre immer noch das Dröhnen der Metallikrane und das Zischen und Knallen ihrer Waffen. Bilder, Geräusche und Gefühle, die ich wohl niemals werde vergessen können. Es war der erste Angriff der sawtute (Himmelsmenschen), den ich miterlebt habe und der schon sehr lange zurück liegt.

Mittwoch, 24. April 2013

Wutso Winataronhu / Ein Essen mit Winataron

Muntxatanil oeyä sì oel 'awsiteng yom teyluti ulte moer lu tìpängkxo.
(Mein Mann und ich essen zusammen Teylu und unterhalten uns.)

Schon sehr früh reite ich auf einem Pa'li (Schreckenspferd) aus. Mir ist einfach danach zumute und da die Anderen, Winataron eingeschlossen, wohl alle unterwegs zu sein scheinen, nehme ich mir eines der Tiere und wir traben in lockerem Galopp durch den Wald. Es ist ein angenehmer Tag und wir durchqueren das Tal der Stimmenbäume, wo ich kurz anhalte, um diesen wunderschönen Ort eine ganze Zeit lang anzuschauen. Einige ayayo (Vögel) ziehen über uns hinweg, die Insekten schwirren in ihre ständige Arbeit versunken um uns her und ich höre sogar einige Ikrane (Banshees) weit entfernt krächzen.

Als das Pa'li (Schreckenspferd) dann etwas hungrig wird, was ich über die Verbindung mit meinem Zopf wahrnehme, dirigiere ich es zurück in Richtung unseres Lagers, da auf dem Weg dorthin saftige, hohe Gräser wachsen, was diese Tiere sehr schätzen. Auch einige der Kelchpflanzen, aus denen sie mit ihren langen Zungen den süßen Nektar schlürfen, stehen dort. Unterwegs sammle ich aber noch rasch einige Kräuter ein, die ich in einem Beutel verstaue, den ich mir umgehängt hatte. Ich möchte einmal etwas neues beim Essen
ausprobieren...

Dienstag, 23. April 2013

Tìtaron afe' / Eine schlechte Jagd

Taron oel yerikit slä ke tspang pot. Olo'  srung si oer fte tsun rivun fìtsmukan. 
(Ich jage ein Yerik, aber töte es nicht. Der Clan hilft mir, den Bruder zu finden.)

Dass dieser Tag einerseits zunächst so schlecht verläuft, andererseits aber dann doch so gut endet, hätte ich nicht gedacht. Wie so oft schon streife ich an diesem Morgen wieder einmal durch den Wald auf der Suche nach neuen Entdeckungen. Dabei fallen mir Spuren von Yeriks (hirschähnliche Tiere) auf, die auf den ersten Blick recht frisch aussehen. Neugierig und von ein wenig Jagdfieber angetrieben untersuche ich die Spuren und stelle fest, dass sie wirklich sehr frisch sind. Erst vor kurzer Zeit müssen zwei oder sogar mehr dieser Tiere hier gewesen sein. Ich beschließe, sie zu suchen...

Eylan amip / Ein neuer Freund

Syaksyuktsyìpil frrfen ayoet ulte ayoer tìprrrte' lu nìtxan pohu
(Ein Äffchen besucht uns und wir haben viel Spaß mit ihm.)

Irgendein Geräusch weckt mich, doch ich fühle mich, als wäre ich an einem fremden Ort. Erst nach und nach entsinne ich mich dann, dass ich ja, nachdem wir gestern alle zum Schlafen in die Höhle gegangen waren, noch einmal aufgestanden und hierher, auf die Brücke vor unserem Wasserfall, gekommen war. Nur sehr langsam finde ich meine Orientierung wieder, stehe schließlich auf und gehe zum Feuer hinüber, an dem ich einige Gestalten sitzen sehe.

Als ich näher komme, erkenne ich Kee'lanee, Sey und die kleine Tsìlpey. Doch ich lasse meinen Kopf etwas hängen und begrüße sie nur, recht tonlos, mit einem: "Kaltxì, ma pxesmuk." ("Hallo, Ihr drei.") und lasse mich an einem Baumstamm, meine Beine ausstreckend, auf den Boden plumpsen. Klar fragt mich Kee sofort, was denn los sei, doch ich antworte ihr ausweichend: "Ich... Ach nichts weiter..." entgegne ich etwas niedergeschlagen, "Ich bin nur etwas enttäuscht."

Frrtu atsìk / Unerwarteter Besucher

Ich spaziere durch den Wald und beobachte ein paar Yeriks, die neu in unser Tal gewandert sein müssen. Es ist schön das mitanzusehen, denn bislang waren die Yeriks hier eher selten gesehen. Doch nun scheint es sich zu ändern und das erfüllt mein Herz mit Liebe. Ich danke Eywa für dieses wundervolle Geschenk.

Langsam schlendere ich zum Lager zurück und setze mich mit Tsìlpey ans Feuer und gebe ihr etwas zu essen. Sie haut ganz schön rein. Ich lächle vor mich hin, als plötzlich Sey vor uns steht. Mein Herz macht einen Freudensprung. Ich begrüsse ihn liebevoll. Sey setzt sich zu uns und unterhält sich mit Tsìlpey, die als ob sie alles versteht zurück brabbelt.

Montag, 22. April 2013

Tsìlpey yawne lu oer / Ich liebe Tsìlpey

'ite ahì'i Kee'laneeyä yawne lu oer nì'ul'ul sì muntxatan oeyä nìteng.
(Ich liebe Kee'lanees kleine Tochter immer mehr und meinen Mann ebenso.)

Hatte ich gehofft, heute neben meinem muntxatan (Ehemann) aufwachen zu dürfen, werde ich enttäuscht als ich erwache, denn ich bin allein. So stehe ich, nachdem ich mich noch einige Momente ausgestreckt habe, auf und gehe nach unten vor unsere Höhle. Da ich dort ebenfalls niemanden antreffe, beschließe ich zu dem Felsen zu schwimmen, der mitten in unserem Fluss steht und mich darauf nieder zu lassen, um einige Zeit dem Wasserfall und seinen wunderschönen Farbenspielen zuzusehen. Ich verfalle etwas in Gedanken, aus denen ich jedoch bereits nach kurzer Zeit durch einen Gruß gerissen werde. Es ist Kee'lanee, die mir freundlich Zuruft und ich schwimme zu ihr hinüber.

Sonntag, 21. April 2013

Irayoä ftxozä a'awve oeyä / Mein erstes Dankfest

Ftxozä irayoä oeyä ulte swoa a'awve oeyä
(Mein erstes Dankfest und mein erster Alkohol?)

Wieder einmal bin ich alleine im Wald unterwegs, nachdem ich vor einigen Tagen meine yawntu (geliebte Person, Freundin) Ma'wey getroffen hatte. Wir waren dann zusammen in unsere Höhle gegangen, um dort zu schlafen. Doch es hatte mich gleich am nächsten Tag wieder hinaus in die Wälder gezogen. Hier in unserem Tal gibts so unglaublich viel zu entdecken und sei es nur ein kleines Tier, eine bisher noch nie gesehene Pflanze oder etwas anderes. Ab und zu kommt der kleine syaksyuk (Affe), der hier irgendwo im Wald leben muss, zu mir. Fast vermute ich, dass er keine Familie hat, denn er ist immer alleine, wenn ich ihn treffe. Auch an diesem Morgen kommt er auf einen kurzen Besuch vorbei. Ich glaube, er wird nach und nach immer zutraulicher, je länger und öfter wir uns sehen.

Samstag, 20. April 2013

Ftxozä irayoä / Dankesfest

Ftxozä fte irayo siveyi sa'nok anawm ayoeyä.
(Ein Fest. um unserer großen Mutter zu danken )

 "Heute gibt es viel zu tun." ist mein erster Gedanke, als ich meine Augen aufschlage. Immer noch in tiefen Schlaf versunken liegt, mich dabei fest umarmend, Winataron, mein muntxatan (Ehemann) neben mir. Ein wenig muss ich mich aus seinen Armen befreien und während ich dies versuche, ohne ihn dabei aufzuwecken, brummt er mit seiner tiefen, baritonen Stimme ein wenig. Am liebsten würde ich ja noch etwas neben ihm liegen bleiben, doch steht uns noch viel Arbeit für das Fest bevor, das wir heute feiern wollen.


Donnerstag, 18. April 2013

Fraikran 'efu spxin / Alle Ikrane sind krank

Fraikran tawftu zerup taluna for lu säspxin akeftxo nìtxan. Fo tayerkup srak?
(Alle Ikrane fallen vom Himmel , weil sie eine sehr schlimme Krankheit haben. Werden sie alle sterben?)

Würde ich, als ich soeben aufwache, auch nur im Entferntesten ahnen können, welch große und schwere Aufgabe heute auf uns alle zukommt, ich würde alles daran setzen, vorzubereiten, was ich vorbereiten kann, um meine smuktu (Geschwister) so gut es geht zu unterstützen. Doch Eywa hat sich offenbar heute etwas ganz besonderes für uns ausgedacht. Ob es eine Art Prüfung ist? Wer weiß...

Äie akawng / Unheilvolle Vision

Schweissgebadet und mit einem "Kehe, das darf nicht passieren!" wache ich an diesem Morgen auf. "Oh Eywa, warum nur?", flüstere ich vor mich hin. Die letzte Vision, die ich hatte, leitete mich an ein Heilmittel herzustellen, aber für was... ?  Ich hatte keine Ahnung. Bis jetzt! Was ich gesehen habe, gefällt mir ganz und gar nicht. Die Bilder verfolgen mich den ganzen Tag. Ich mache mir wirklich Sorgen. Habe ich das Heilmittel richtig hergestellt?  Funktioniert es auch wirklich? Fragen über Fragen verschleiern meinen Verstand.

Mittwoch, 17. April 2013

Dallan ayoer zene hivum / Dallan muss uns verlassen

Dallan zìyene sivop neaytxepramuo fte mivunge uot.
(Dallan muss bis hinter die Feuerberge reisen, um irgendwelche Dinge zu holen.)

Es war eine so wundervolle Nacht, die ich mit meinem muntxatan (Ehemann) verbracht habe. Einige Bilder und Gefühle, die wir im Schlaf über unser Tsaheylu (neuronale Verbindung) miteinander ausgetauscht haben und immer noch austauschen, als ich erwache, erscheinen sehr real in meinem Kopf. Bevor ich dann meinen Zopf langsam von seinem trenne, hauche ich ihm einen sanften Kuss auf seine Stirn und denke: "Nga yawne lu oer ma taronyu atstew." ("Ich liebe Dich, mutiger Jäger.")

Er regt sich einmal kurz und in diesem Moment weiß ich, dass er es verstanden hat. Er schläft jedoch friedlich weiter. Ich klettere nach unten und stelle mich erst einmal eine ganze Weile unter den erfrischenden Wasserfall in unserer Höhle, dann gehe ich nach draußen. Der neue Tag bringt ein warmes Licht mit sich, dass im Dunst des Morgens ein wenig gespenstisch aussieht. Fast unser gesamtes Tal ist in recht dichten Nebel eingehüllt und so klettere ich auf den Baum über unserer Höhle und halte Ausschau. Aber ich suche nichts bestimmtes, genieße vielmehr das leicht orangefarbene Sonnenlicht, dass sich im Nebel bricht.

Muntxatan oeyä tolätxaw / Mein Mann kehrt zurück

Winataron tolätxaw ulte por lu  ayfmawn asìltsan nìtxan.
(Winataro kehrt zurück und hat sehr gute Neuigkeiten.)

Wieder ein Morgen ohne ihn, wieder tastet meine Hand nach Winataron, als ich aufwache und wieder greift sie ins Leere. Ich weiß, dass er niemals etwas unüberlegtes tun würde und auch nichts, das mich verletzen würde. Aber ich mache mir doch immer Sorgen um ihn, wenn er nicht da ist. Manchmal frage ich mich ja, ob ich ein wenig zu sorgenvoll ihm gegenüber bin?  Er ist ein sehr guter Jäger, kann auf sich aufpassen und weiß sich alleine gut zu helfen. Doch wenn ich an meine lange Suche nach Kee und Sey zurückdenke und was ich davon getragen habe... Viele Gefahren lauern da draußen...

Dienstag, 16. April 2013

Auf der Suche nach Heilkräutern der besonderen Art.

Am frühen Morgen wache ich auf. Iich hatte einen Traum, oder war es eine Vision? Worin liegt schon der Unterschied? Ich sehe es als Hinweis von Eywa dem ich nachgehen muss. Einfach so bekommt man nicht so wichtige Eingebungen. Tsilpey lasse ich bei Sey, er wollte mit ihr in den Wald und ihr verschiedene Pflanzen zeigen. So packe ich Proviant für unterwegs ein und natürlich Wasser und gehe zur Lichtung wo ich Leeleey rufe, meinen treuen Ikran (Banshee).

Mit einem lauten "Aayehhhaaaa" Schrei machen wir uns auf den weg. Ich weiss nicht genau wo dieser Ort ist, wo ich hin muss, deswegen lasse ich Leeleey an meinen Bildern teil haben. Sofort wechselt sie die Richtung und kreischt aufgeregt. Ich frage mich langsam auf was ich mich da eingelassen habe, vertraue aber ganz auf Eywa.

Montag, 15. April 2013

Eywari / Über Eywa

Eywarì oeyktìng oel Dallanur 'uot.
(Ich erkläre Dallan etwas über Eywa.)

Ich spüre, wie meine Hand sich nach Winataron ausstreckt und tastend über unser Lager streicht. Mit einem Satz schrecke ich hoch und bin im selben Moment hellwach.Wo ist mein muntxatan (Ehemann)?  Sofort schießen mir wieder tausend Fragen durch den Kopf und ich renne förmlich aus der Höhle, um nach ihm zu suchen. Wo ist er hingegangen?  Will er nur mal alleine sein?  Ist er im Wald unterwegs, etwa auf der Jagd?  Ist er vielleicht am Baum der Seelen?  Doch bevor ich mir auch nur eine meiner Fragen richtig selber stellen, geschweige denn beantworten kann bemerke ich, dass Dallan unter unserem Torbogen am Lager steht. Noch etwas in meine Gedanken vertieft gehe ich langsam auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.

Es ist nun fast zur Normalität geworden, dass er mich respektvoll mit: "Kaltxì ma sa'ni." begrüßt. Bevor ich seinen Gruß jedoch erwidere, korrigiere ich ihn und sage freundlich: "Ma Txällän, es muss sa'nu (Mama) oder sa'nok (Mutter) heißen." und versuche ein leichtes, freundliches Lächeln aufzusetzen. Doch er bemerkt, dass mich etwas anderes beschäftigt und, obwohl ich ihm zunächst ausweichend begegne, lässt er nicht locker und hakt noch einmal nach: "Nun, sag mir schon, was ich bedrückt, ma sa'nu (Mama)."

Sonntag, 14. April 2013

Nìrangal moer layu prrnen / Ich wünschte, wir hätten ein Baby

Srake nìrangal kawkrr Winataron sì oe ke layu sa'sem?
(Werden Winataron und ich niemals Eltern werden?)


Ich stehe auf dem großen Baum, der auf unserer Höhle steht, die unser Clan bewohnt und schaue in den abendlichen Himmel hinauf. Die wenigen, nur wie feine Dunstschwaden aussehenden Wolken, die langsam über mich hinweg ziehen, werden von dem Rot der Abendsonne fast vollständig eingehüllt. Die ersten Sterne werden als schwach leuchtende Punkte erkennbar. Ich wende meinen Kopf zurück und schaue hinauf zu den Iknimayafelsen (schwebende Felsen). Manchmal kann ich sie sehen, die Ikrane (Banshees), wie sie dort oben ihre Kreise ziehen. Hin und wieder kommen sie auch schon einmal fast bis in unser Tal hinab. Dann hört man ihre krächzenden Rufe. Oft frage ich mich dann, ob sie dann nach uns schauen und nach uns rufen?  Schickt Eywa sie vielleicht, um uns zu beschützen oder um uns zu zeigen, dass sie, die große Mutter, uns beschützt?

Pesengit tok Ma'weyli? / Wo ist Ma'wey?

Fratseng ke tsun oe rivun pot. Kempe lamen?
(Ich kann sie nirgendwo finden. Was ist geschehen?)

Wenn ich so zurückdenke, ist es viele Tage her, dass wir alle, also der Clan der Rey'engya, beisammen waren. Oftmals treffe ich nur auf den Einen oder Anderen. Kxìrya sehe ich sehr oft, doch in den letzten Tagen sprechen wir nur noch über belanglose Dinge. Ich glaube, sie bedrückt irgendetwas, das sie mir aber nicht sagen möchte. Allerdings habe ich sie auch nicht danach gefragt, denn ich glaube, es steht mir nicht zu, mich in ihre persönlichen Dinge einzumischen.

Auch Sey und Kee'lanee treffe ich eher seltener. Unser letztes Zusammentreffen endete damit, dass sie wohl gemeinsam zu den Iknimayabergen (fliegende Berge) hinauf fliegen wollten. Da Kxìryas muntxatan (Ehemann) wohl kurz zuvor erst von einer Reise zurückgekehrt war, wollte sie mit ihm wohl lieber auch einmal alleine sein. Sie nahm dann Kee die kleine Tsìlpey ab, um während der Abwesenheit der beiden auf die Kleine aufzupassen. Sie ist wirklich sehr hilfsbereit, aber ich glaube ihr deutlich anmerken zu können, dass sie wohl gerne auch bald ein Kind bekommen möchte. Man muss ihr nur in die Augen sehen, wenn sie Tsìlpey auf dem Arm hat...

Samstag, 13. April 2013

Tsìlpey sì oe plltxe Eywahu / Tsìlpey und ich reden mit Eywa

Es ist früher Morgen, die ersten Sonnenstrahlen schimmern durch kleine  Löcher an den Seiten unserer Wohnhöhle. Ich strecke mich, so gut habe ich lange nicht geschlafen, irgend was ist anders als sonst... aber was? Ich sehe mich um und dann fällts mir ein  " Tsìlpey rufe ich aufgeregt" stehe sogleich auf um in ihrem Coccon nachzusehen. Da liegt sie ganz friedlich und schlummert noch immer. Das ist die erste Nacht wo sie in ihrem Bettchen durchgeschlafen hat. Ein stolzes Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit, leise flüstere ich: "Du bist schon so ein grosses Mädchen, meine kleine süsse Tsìlpey."
Ich gehe nach draussen um zu sehen, wer alles wach ist, sehe aber keinen. Ich bin wohl wieder die Letzte, die wach geworden ist. Ich setze mich ans Feuer, esse und trinke erstmal etwas. Heute möchte ich zum Baum der Seelen, Eywa hat mich im Traum gerufen, also folge ich ihrem Ruf.

Freitag, 12. April 2013

Evengìri tìpängkxo /Ein Gespräch über Kinder

Srake kxawm Winataronir lu säspxin futa ke tsun oe nivokx frrnen?
(Ist Winataron möglicherweise krank, sodass ich keine Babys bekommen kann?)

Es war keine sehr angenehme Nacht. Zwar hatte ich mich, nachdem ich mit leicht aufgekratztem Rücken mitten in der Nacht aufgewacht war, doch noch zu meinem muntxatan (Ehemann) Winataron gelegt, aber geschlafen habe ich trotzdem mehr schlecht als recht. Immer wieder zuckte er in seinen offenbar schlechten Träumen und ich wurde immer wieder wach davon. Aber ich habe es ertragen, denn ich wollte ihn einfach nicht alleine dort liegen lassen, wollte ganz nah bei ihm sein. Aufwecken wollte ich ihn aber ebensowenig. Immer und immer wieder gingen mir die selben Fragen durch den Kopf: "Was ist passiert?" und "Warum ist er einfach wortlos von uns fort und in die Höhle gegangen? "  Fragen, auf die ich, so sehr ich auch nachdachte, keine Antworten fand. Schließlich, es wurde bereits hell und die ersten Tiere waren im entfernten Wald zu hören, fiel ich aber doch noch in einen kurzen, aber sehr tiefen Schlaf.

Donnerstag, 11. April 2013

Kaym Winataronhu / Abend mit Winataron

Keeli Tsìlpeyti  tìng oer fwa tsun tswivayon Seyhu Iknimayane
(Kee gibt mir Tsìlpey, um mit Sey zu den Iknimayafelsen zu fliegen)

Nachdem ich heute wieder einmal sehr früh aufstehe, gehe ich zum vitra utral (Baum der Seelen), um dort wieder für meinen muntxatan (Ehemann) Winataron zu beten. Eine lange Zeit verbringe ich dort alleine, lausche den Stimmen unserer Ahnen und spreche in Gedanken zu Eywa, der großen Mutter. Es ist ein angenehmer Morgen, die Luft ist nur ein wenig kühl und die ersten Sonnenstrahlen lassen unser Tal nach und nach in rötlich goldenem Licht erstrahlen.
Als ich mich dann, noch etwas in Gedanken, auf den kurzen Heimweg mache, bleibe ich kurz auf der Brücke, die an unserem Wasserfall vorüber führt, stehen. Dann höre ich entfernt ein Pa'li (Schreckenspferd) trappeln und schaue mich um. Mit großer Freude erkenne ich, dass Winataron heimgekehrt ist und eile ihm entgegen, um ihn in meine Arme zu schließen.

Wir begrüßen uns liebevoll und innig und beschließen dann, uns zusammen ans Feuer zu setzen, da er mir von seiner Reise, von der er gerade eben wieder zurück gekehrt ist, erzählen will. Er berichtet dann, dass er nochmals in unser altes Tal geflogen sei und dass es dort nun noch schlimmer aussähe, als bei seinem letzten Besuch dort. Ich hatte es fast befürchtet...

Dienstag, 9. April 2013

Dallanìri srung / Hilfe für Dallan

Rey'engya fmi srung sivi tawtute alu Dallan fwa tsun sleykivu mipa ya
(Die Rey'engya versuchen dem Himmelsmenschen Dallan zu helfen, damit er neue Luft produzieren kann)

Schon sehr früh, es ist noch am dämmern, stehe ich auf und gehe ins Tal der Stimmenbäume. Der leichte Morgentau ist zwar etwas kühl an meinen Füßen, aber das macht mir nichts aus. Eine lange Zeit sitze ich dann, verbunden mit einem der Stimmenbäume, am Ufer des Flusses und lausche unseren Ahnen. Ich höre ihre Lieder. Einige von Ihnen erzählen ihre alten Geschichten und ich nehme viele Gefühle und Eindrücke von ihnen in mir auf. Die Zeit vergeht und irgendwann trenne ich meine Verbindung von dem Baum und mache mich auf den Wen zurück zu unserem Lager.

Sonntag, 7. April 2013

Vawma tsong / Das dunkle Tal

Draußen graut der Morgen, nach dem ich Tsìlpey gefüttert, Wasser und etwas Obst eingepackt habe rief ich meine Ikran Leeleey. Ich hatte mit Schrecken erfahren das Dallans Luft immer knapper wird und Luft brauchen wir alle sonst endet das Leben. Dallan ist ein Sawtute ein Mensch, ich kenne ihn schon sehr sehr lange, es gab viele unruhige Zeiten, aber seit wir in dem neuen Tal sind hat Dallan viele male gezeigt das er sich geändert hat. Die Sawtute könnten viel von ihm lernen, doch ob seine Gruppe je wieder auftaucht ist ungewiss. Wie dem auch sei, ich werde nichts unversucht lassen um ihm zu Helfen, denn inzwischen ist er fast so etwas wie ein Freund geworden, er nimmt an unseren Feiern teil, sitzt mit uns am Feuer, ja tanzt sogar mit uns. Kxìrya, Sey und ich hatten uns Unterhalten und Sey hatte eine hervorragende Idee. Er will zu seinem Clan fliegen und für Dallan in dem nahen Menschendorf nach diesen Dingern suchen, die die Luft für die Menschen herstellt. Kxìrya wird ihn begleiten, doch bis es losgeht vergeht noch eine kleine Zeit denn es muss gut vorbereitet werden. Es ist ein langer Flug. Um die Zeit zu überbrücken werde ich losfliegen, um hier in den verlassenen Menschensiedlungen nach hilfreichem Material zu suchen, welches Dallan dringend braucht. Außerdem hatte ich letzte Nacht einen Traum. Eywa zeigte mir einen weiteren Weg, wie man Dallan helfen kann, aber dazu brauche ich Samen von Pflanzen von Dallans Heimatplaneten. Ich hoffe ich finde welche, ich muss einfach.

Samstag, 6. April 2013

Näk amip / Ein nues Getränk

Hì'ia ftxozä zeya lunluke ulte näk amip
(Kleine Feier ohne besonderen Grund und ein neues Getränk)


Txu hatte mich am gestrigen Tage, als ich mit ihm in den Wald ging, mit der Begründung, dass er allein sein wolle, fort geschickt. Ich verstehe ihn sehr gut, denn sein Herz schlägt seit geraumer Zeit für Ma'wey, unsere tsamsìyu (Kriegerin)., die allerdings in letzter Zeit auch sehr oft und alleine unterwegs ist. Ob sie etwas besonderes vor hat oder sucht, kann ich nicht sagen. So gehe ich heute, ebenfalls alleine, und mit etwas klopfendem Schädel in den Wald, um etwas Nachschub an Kräutern und Pilzen zu sammeln. die wir in der letzten Zeit verbraucht hatten. Der Saft, den wir gestern tranken, war sehr lecker, hat aber doch seine Spuren hinterlassen...

Keftxo sì nìtram / Glücklich und unglücklich

krro nìtram 'efu oe, kroo kroo 'efu oe keftxo
(Manchmal fühle ich mich glücklich,  manchmal fühle ich mich unglücklich)

In der letzten Zeit bin ich oft alleine in unseren Wäldern unterwegs, um Spuren lesen zu üben, neue Entdeckungen zu machen oder auch einfach nur, um meine Gedanken zu ordnen. Manchmal schaue ich mir auch die Steinhütten der sawtute (Himmelsmenschen) an, die nach und nach immer weiter zerfallen.

Auch heute streife ich wieder alleine durch den Wald. Kxìrya hat mir nun einiges über Pflanzen beigebracht, aber als sie mich gestern, als ich das Lager verließ, fragte, ob sie mich begleiten solle, lehnte ich dies ab. Ich mag sie und ich lerne auch sehr viel von ihr. Sie ist wirklich eine richtige Schwester für mich geworden, aber mich bedrückt in den letzten Tagen etwas ganz anders. Daher lasse ich sie im Lager zurück und mache mich alleine auf den Weg. Ich glaube aber, sie versteht mich...

Donnerstag, 4. April 2013

Sa'nok / Mutter

Dallan oer syaw san sa'nok sìk
(Dallan nennt mich "Mutter")

Ein lautes Geräusch reißt mich aus meinen Träumen und ich versuche,  zunächst noch etwas verschlafen, zu lokalisieren was es war und woher es kam. Es kam aus Richtung unseres Holztorbogens, der am Eingang zu unserem Lager aufgebaut ist. Demzurfolge, so meine Überlegung, müsste es eigentlich Dallan, der sawtute (Himmelsmensch) sein, denn nur er kommt nicht einfach in unser Lager hinein gelaufen, sondern macht sich immer zuerst durch ein Klopfen bemerkbar.

Doch ich kann noch nicht gleich zu ihm gehen, denn ich spüre immer noch die Gedanken und Eindrücke der letzten Nacht in mir. Ich hatte mich mit meinem muntxatan (Ehemann) Winataron verbunden und wir waren dann zusammen an unserem Feuer eingeschlafen. Wie ich es fast schon vermutet und auch gehofft hatte, war dies eine ganz besondere Nacht, die ich wohl mein Leben lang nicht mehr werde vergessen können.

Mittwoch, 3. April 2013

Wina tolätxaw / Wina ist zurückgekehrt

'efu oe nìtram nìtxan taluna Winataron tolätxaw nìmun
(Ich bin sehr glücklich, weil Winataron wieder zurückgekehrt ist)

Als ich eben hier oben auf dem Iknimayafelsen (schwebender Felsen) aufwache, ist Sey, mit dem ich hier übernachtet hatte, offenbar schon wieder unterwegs, um nach dem Clan zu sehen. Ich nehme es ihm nicht übel, dass er mich hier zurück gelassen hat, denn einerseits bin ich erfahren genug, um mich alleine zurechtzufinden, andererseits hat er eine Familie, nach der er sehen und einen Clan, um den er sich kümmern muss.

So mache ich es mir leicht und rufe nach Ya'rrì, meinem Ikran (Banshee), um mich von ihm ins Tal hinunter bringen zu lassen. Kaum, dass ich nach ihm gerufen habe, taucht er auch schon auf. Wieder muss ich etwas schmunzeln, denn er scheint sich einen Spaß daraus zu machen, sein Auftauchen nach etwas besonderem aussehen zu lassen. Mit einem irrwitzigen Tempo kommt er im Sturzflug durch die heute etwas dichteren Wolken direkt auf mich zu. Er glaubt wohl, dass ich mich erschrecke und vor ihm zurück weiche, doch diesen Gefallen tu ich ihm heute einmal nicht, obgleich ich natürlich Respekt vor ihm habe. Trotzdem hab ich ihn unglaublich gern und es macht mir großen Spaß, bei ihm zu sein, auch wenn ich mal nicht mit ihm fliege.

Dienstag, 2. April 2013

Tìsop iknimayane / Reise zu den Iknimayafelsen

Oel 'awsìteng Seyhu tsyìl iknimayat
(Sey und ich erklimmen zusammen die schwebenden Felsen)


Etwas lautes reißt mich aus dem Schlaf. Im ersten Moment denke ich, es ist Tsìlpey, die wohl Hunger hat, aber ich hatte wohl geträumt, denn sie schläft fest in Kee'lanees Armen. Winataron liegt, ebenfalls noch in tiefem Schlaf neben mir und ich muss mich aus seiner Umarmung etwas herauswinden, um von unserem Lager aufstehen zu können. Es ist noch sehr früh, wie ich schon sehr bald feststelle, denn die Sonne beginnt erst gerade eben hinter dem Horizont aufzugehen.

Montag, 1. April 2013

Ok / Erinnerungen

Ok - Pxaya u lamen 
(Erinnerungen - Vieles ist geschehen)


Ein schöner Tag neigt sich nun wieder langsam seinem Ende und ich sitze auf dem kleinen Felsen vor dem großen Wasserfall und beobachte die wundervollen Farbenspiele, die die unzähligen Wassertropfen im Licht der untergehenden Sonne vollführen. Ich bin gerne an Orten wie diesem und, obwohl ich gern von meinen smuktu olo'ä (Geschwistern des Clans) umgeben bin, genieße ich auch hin und wieder die Ruhe und das Alleinsein.

Namume nìtxan / Viel gelernt

ewllìri sì wemìri sì tarinìri oe namume nìtxan ta olo' oeyä
(Über Pflanzen, das Lämpfen und die Jagd habe ich viel vom Clan gelernt)

In der vergangenen Zeit habe ich öfter mit Ma'wey den Nahkampf mit dem Messer trainiert. Sie hat mich viel gelehrt und ich muss zugeben, mein Herz schlägt immer noch schneller, wenn sie in meiner Nähe ist. Sie ist einfach eine gute Lehrerin und eine außergewöhnliche und hübsche Frau. Wäre Nay, mein Bruder hier, er würde sie auch sehr mögen, glaube ich, denn er hat, ebenso wie ich, eine kleine Schwäche für gute Kämpferinnen. Ich bewundere immer wieder, wie gewandt sie ist und wie geschmeidig und manchmal sogar elegant ihre Bewegungen sind. So gut wie sie werde ich wohl nie kämpfen lernen, obwohl ich es natürlich anstrebe.