Samstag, 29. Juni 2013

Ye'rìn 'ongokx prrnen oeyä / Bald wird mein Baby geboren

Ayaungia leru fwa 'ongokx prrnen oeyä ye'rìn.
(Es gibt Zeichen, dass mein Baby bald geboren wird.)


Allmählich werden die Schläge und Tritte meines Babys doch etwas unangenehm und immer öfter wache ich davon mitten in der Nacht auf. Meistens hilft es, wenn ich mich dann ein wenig mit ihm beschäftige, indem ich meinen Bauch streichle oder zu ihm spreche oder singe. Besonders singen scheint es zu mögen, denn oft wird es dann fast augenblicklich still, als würde es meiner Stimme lauschen und ich bin mir sicher, genau das tut es auch.

Donnerstag, 27. Juni 2013

Naya Zoe ftiayu / Naya Zoe, die Forscherin

Nayla Zoeti 'ameko nantangil. Kee'lanee sì oe fmi srung sivi por.
(Nayla Zoe wurde von einem Nantang angegriffen. Kee'lanee und ich versuchen ihr zu helfen)

Ein starker Schmerz in meinem Rücken reißt mich schon sehr früh aus dem Schlaf. Seit einigen Tagen verspüre ich nun schon diesen Schmerz, der sich vom unteren Rückenbereich bis fast hinauf zu meinen Schultern zieht. Das Baby wird beinahe von Tag zu Tag schwerer und ebenso lebhafter und immer öfter muss ich Pausen einlegen und mich hinsetzen, um etwas auszuruhen. Kee hatte Recht, als sie mir genau dies prophezeit hatte. Außerdem habe ich ja miterlebt, wie oft sie sich mehr über den Tag quälte, als sie mit Tsìlpey schwanger war. Nun weiß ich, was sie oft ertragen musste, aber dennoch bin ich bereit, es durchzustehen und ich bin sehr stolz darauf, sa'nu (Mami) werden zu dürfen.

Mittwoch, 26. Juni 2013

Iknimaya oeyä / Mein Iknimaya

Set oe lu taronyu Rey'engyayä nìwotx ulte oer lu wina ikran aean.
(Nun bin ich Jäger der Rey'ebgya und habe einen schnellen und blauen Ikran)

Große Mutter, bin ich vielleicht aufgeregt heute Morgen. Wenn mir das mal irgendjemand vorher erzählt hätte, dass man in der Nacht vor seinem Iknimaya (Prüfung für Jäger und Krieger)  so unruhig schläft. Na, immerhin fühle ich mich ausgeschlafen und bereit, mich dieser harten und gefährlichen Prüfung zu stellen. Doch zuerst schaue ich mal nach Kxìrya, die seit gestern in ihrem Cocon liegt. Sie bat mich am Abend, sie zur Höhle zu begleiten, da ihr der Rücken sehr schmerzte. Sie meinte, es käme von dem Baby, das inzwischen doch ganz ordentlich nach vorne zieht. Aber ich glaube, sie traut sich manchmal einfach etwas zu viel alleine zu und sie sollte mal öfter an sich selber denken. Ich hoffe jedenfalls, es ist nichts schlimmes und sie ist bald wieder auf den Beinen. Möge Eywa sie nicht so sehr leiden lassen. Ich nehme mir aber auf alle Fälle vor, ihr in allen Einzelheiten von meiner Prüfung, sollte ich sie denn überleben, zu berichten und wenn ich dies neben ihrem Cocon kniend tun muss...

Sonntag, 23. Juni 2013

Mipa ftiayu sawtuteyä / Eine neue Forscherin der Menschen

Poe lu tawtute fu uniltìrantokx?  Pelun ke plltxe tìngay po?
(Ist sie Mensch oder Avatar?  Weshalb sagt sie nicht die Wahrheit?)


Müde schlage ich meine Augen auf, es ist noch tiefe Nacht, und frage mich im ersten Moment, wo ich bin?  Das Knistern unseres Feuers holt mich aber dann schnell in die Realität zurück und ich merke, dass ich neben Tsìlpeys Wiege bei der Feuerstelle eingeschlafen war. Die Kleine schläft tief und die Bewegungen ihres kleinen Schweifes lassen mich erahnen, dass sie wohl träumt. Soll ich sie nach oben in die Höhle bringen?  Ich entscheide mich aber, hier bei ihr zu schlafen. Vor allem, weil es in meinem Bauch auch noch ruhig ist und weil ich dann vielleicht noch etwas weiter schlafen kann. Allerdings frage ich mich, wieso Kee und Sey sie einfach hier alleine zurück gelassen und niemandem etwas davon gesagt haben?  Kee erzählt mir doch sonst alles...  Aber sie weiß auch, dass sie sich auf mich voll und ganz verlassen kann. Ich hoffe nur, sie kommen bald wieder zurück, denn es gibt ein paar Dinge, die wir im Clan zu besprechen haben...

Mittwoch, 19. Juni 2013

Tsko swizaw / Pfeil und Bogen

Tskxekeng si oe Ari'lanahu tstko swizawfa.
(Ich trainiere mit Ari'lana das Bogenschießen.)

Gähnend und mich am ganzen Körper streckend komme ich aus unserer Höhle. Ich bin etwas erschlagen und matt, denn viel geschlafen habe ich in der letzten Nacht nicht. Einige Male wachte ich auf und jedes mal plagten mich Gedanken an diese Sache mit Ta'meyta, diesem merkwürdigen Tier. "Was will es?", frage ich mich, "Wieso ich?  Wo kommt es her?" Immerhin hat aber mein Baby wohl die ganze Zeit geschlafen, denn von ihm spürte ich beinahe nichts.

Dienstag, 18. Juni 2013

Ioang astxong - Hapxì amuve / Ein unbekanntes Tier - Teil 2

Dallanil, Seyli sì oel ke tsun tslivam tsawla fìioangit atsxong.
(Dallan, Sey und ich können dieses große, merkwürdige Tier nicht verstehen.)
Der Tag beginnt eben und ich spüre, wie die ersten Sonnenstrahlen, die durch eine Öffnung in unserer Höhle fallen, meinen Rücken erwärmen. Mein Kind macht sich ebenfalls bemerkbar. Ich liebe dieses Gefühl, so sanft, so vorsichtig geweckt zu werden. "Rewon lefpom ma hì'ia yawntu oeyä." ("Guten Morgen, mein kleiner Liebling."), flüstere ich meinem Liebling zu und bekomme prompt eine Antwort in Form eines kleinen Hiebes gegen meine Bauchdecke. Auf meinem Lager liegend esse ich ein paar Beeren, ehe ich mich dazu entschließe, dem nachzugehen, was ich vor ein paar Tagen im Ozean gesehen hatte, als ich mit Ari'lana die fa'li (Schreckenspferde) gesucht hatte.

Montag, 17. Juni 2013

Tsko amip / Ein neuer Bogen

Mawkrr tìpänkxo Ari'lanahu sleyku moel tskoti amip.
(Nach einem Gespräch mit Ari'lana bauen wir einen neuen Bogen.)

Schon sehr früh bin ich heute auf den Beinen. Die Bewegungen meines Babys werden langsam immer stärker, was ich als ein gutes Zeichen deute. Obwohl ich jede Regung in mir als wunderschön empfinde, scheinen sie nun doch so stark zu werden, dass ich davon wach werde. "Srake, ngar lamu hahaw a sìltsan?" ("Hattest Du einen guten Schlaf?"), frage ich zu dem Kind hinunter und streichle über meinen Bauch. Prompt bekomme ich eine Antwort in Form einer ganz sanften Ausbeulung neben meinem Bauchnabel. Eine weiche und saftige Frucht, die ich bei dem Feuer finde, stillt heute Morgen unseren Hunger und Durst. Dann beschließe ich, denn es ist noch alles ruhig und nur vereinzelt sind die ersten Vogelstimmen zu hören, nach dieser merkwürdigen Kreatur Ausschau zu halten.

Samstag, 15. Juni 2013

Ioang astxong - Hapxì a'awve / Ein unbekanntes Tier - Teil 1

Oe 'awsiteng Ari'lanahu kä ne ayutral mokriyä fte tsun stivawm sempul sneyä.
(Ari'lana und ich gehen zusammen zu den Stimmenbäumen, um dort ihren Vater hören zu können.)

Wie lange ich nun schon durch den Wald irre, kann ich nicht sagen. Auf alle Fälle ist es mittlerweile tiefe Nacht. In weiter Ferne höre ich die jaulenden und nach Hunger klingenden Rufe eines Nantangrudels (Natterwölfe) und beschließe, für mich und das Baby, das sich seit einiger Zeit nicht mehr regt,  nach einem sicheren Schlafplatz zu suchen. Winataron habe ich, wie ich es beinahe vermutet hatte, nicht gefunden und so werde ich morgen früh wieder zurück ins Lager gehen. Die Nacht verläuft ruhig, auch wenn ich noch lange wach liege. Den Lauten der nachtaktiven Tieren zuhörend, schlafe ich dann aber endlich irgendwann ein...

Donnerstag, 13. Juni 2013

Ayrelä slär / Höhlenbilder

Tìng nari ayoe ayrelur Ari'lanayä mì slär ulte säfpìl ayoer asìltrsan.
(Wir betrachten Ari'lanas Bilder in der Höhle und haben eine gute Idee.)

Es ist schön, von den bisweilen noch zarten Bewegungen meines Babys aufgeweckt zu werden. Ein leises "Rewon lefpom, ma oeyä prrnen. Nga nìtxan yawne lu oer." ("Guten Morgen, mein Baby. Ich liebe Dich sehr.") entfährt meinen Lippen und ich glaube in mir eine Bewegung spüren zu können, die eine Art Antwort darauf sein könnte. Wie in letzter Zeit so oft, ist Winataron, mein muntxatan (Ehemann), auch heute wieder unterwegs, um offenbar an seiner Überraschung weiter zu arbeiten. Da ich mir heute etwas vorgenommen habe, stört mich dies aber zunächst nicht so sehr...

Dienstag, 11. Juni 2013

Sì'o' evengä / Kinderspäße

Ari'lanahu 'awsiteng oe kä na'rìngne fte tìng nari mefrrnenur Yerikä.
(Ich gehe zusammen mit Ari`lana in den Wald, um die beiden Yerikbabys zu anzuschauen.)

Wo bin ich?  Dies ist die erste Frage, die ich mir stelle, als ich blitzartig und mit schnellem Pulsschlag hochschrecke. In meinem Bauch gibt es einige heftige Bewegungen und ich spüre etwas sehr kaltes an meinem Kopf. Erst nach einem Augenblick realisiere ich, dass ich an der Feuerstelle bin. Dallan, Sey und ich hatten hier nach unserem Fest geschlafen, aber was bei Eywa ist jetzt schon wieder los? Dann höre ich eine Kinderstimme laut kichern und begreife langsam. Ari'lana hat mich etwas unsanft aufgeweckt, indem sie mir eine große Wasserschale über meinen Kopf geschüttet hat. Im ersten Augenblick bin ich sehr verärgert über diesen Spaß, versuche aber, es ihr gegenüber nicht zu zeigen.

Apxa ftxozä / Ein großes Fest

Olo' ayoeyä ftxotä si ulte Dallan layu hapxì Rey'engyayä. Po lu tsamsiyu set.
(.Unser Clan feiert und Dallan wird Teil der Rey'engya. Er ist nun Krieger.)

Zuerst denke ich, das Baby bewegt sich sehr stark in mir, als ich aufwache, dann aber bemerke ich, dass es mein stark pochendes Herz ist. Winataron liegt neben mir und schläft noch fest. Sehr sanft streichle ich ihm über seine Brust und küsse ihn auf den Mund. Ein leises Schnurren von ihm verrät mir, dass er es bemerkt hat. "Nga yawne luoer, ma muntxatan oeyä." ("Mein Mann, ich liebe Dich.") flüstere ich ihm ins Ohr und stehe dann vorsichtig aus unserem Cocon auf, um ihn noch etwas schlafen zu lassen. Ich bin ganz schön aufgeregt. Heute ist unser Fest und ich habe Nìm'wey versprochen, ihr beim Schmücken ihrer Haare zu helfen.

Montag, 10. Juni 2013

Ayoe ftxozä si / Wir feiern

Dallan hapxìtu lu Rey'engyayä set.
(Dallan ist jetzt ein Mitglied der Rey'engya.)

Aufgeweckt von einigem Trubel vor unserer Hütte, wache ich auf und erschrecke. Hab ich wirklich so lange geschlafen?  Mit etwas verklärtem Blick gehe ich nach unten und renne geradewegs in eine große Gruppe zum Teil sehr aufwändig gekleideter und bemalter Na'vi. Im selben Moment schießt es mir wie ein Pfeil durch den Kopf: Heute ist ja das Fest! Nervös begrüße ich alle und mache mich hastig daran, wenigstens noch schnell die Bemalung anzulegen. Nach einiger Zeit ist es dann geschafft, aber ich hoffe, dass sich niemand mein Kunstwerk aus der Nähe ansieht...

Sonntag, 9. Juni 2013

Ari'lanati rolun ayoe / Wir finden Ari'lana

Hì'ia 'evenget a fko syaw Ari'lana rolun pxoel 'awmlok ayoeyä.
(Wir finden ein kleines Kind namens Ari'lana nahe in der Nähe unseres  Lagers.)


Der Clan der Rey'anga wächst und wächst. Eywa meint es wohl gut mit uns.  Doch der heutige Tag fängt alles andere als fröhlich an. Hatte ich die letzte Nacht noch gemeinsam mit meinem muntxatan (Ehemann) Winataron in unserem Cocon verbracht, so muss ich mit Bestürzung jetzt, als ich aufwache feststellen, dass er wohl bereits wieder in den Wald gegangen ist, um an seiner Überraschung weiter zu arbeiten. Wie gerne wäre ich mir ihm gemeinsam erwacht...

Donnerstag, 6. Juni 2013

'eylan aswey oeyä / Meine beste Freundin

Lora `tìpängkxo syananrofa Kee'laneehu 'awsiteng.
(Eine schöne Unterhaltung am Wasserfall zusammen mit Kee'lanee.)

"Ich muss mit Jemadem reden!" ist mein erster Gedanke, der mich an diesem leicht dunstigen, aber ansonsten wunderschönen Morgen aufwachen lässt. Winataron, mein muntxatan (Ehemann) ist bereits wieder im Wald unterwegs, oder noch immer?  Seit dem Abend, an dem wir über Txus Idee sprachen, habe ich ihn nun nicht mehr gesehen. Zunächst bin ich jedoch alleine, als ich mich vor dem Lager umschaue. Vermutlich sind einige bereits unterwegs, um noch Dinge für das Fest vorzubereiten und zu besorgen, das wir in einigen Tagen feiern werden.

Mittwoch, 5. Juni 2013

Aysäfpìl amip / Neue Ideen

Aysäfpìl amip teri ftxozä sì tìpängkxo alor Nìm'weyhu.
(Neue Ideen bezüglich unseres Festes und eine schöne Unterhaltung mit Nìm'wey.)

Nach einer sehr erholsamen, leider aber etwas einsamen Nacht werde ich durch ein Geräusch aufgeweckt. Txuratxan ist gerade im Begriff, am Seil in den unteren Bereich unserer Höhle zu klettern. Er erweckt in mir den Eindruck, als habe er etwas vor und so folge ich ihm. Unten vor der Höhle muss ich ihn etwas aufhalten, da er schnellen Schrittes in Richtung Wald geht. "Ma Txu!", rufe ich: "Warte bitte einen Moment."  Er bleibt augenblicklich stehen und begrüßt mich. Dann will er natürlich wissen, was ich von ihm will.

Dienstag, 4. Juni 2013

Fratseng sìreat amip sngerä'i / Überall beginnt neues Leben

Fìkaym oer lu tìsrew a'awve Olo'eyktanhu ayoe. Moer lu 'awsiteng tì'o' nìtxan.
(Heute Abend habe ich meinen ersten Tanz mit unserem Olo'eyktan. Wir beide haben sehr viel Spaß zusammen.)

Als ich eben meine Augen aufschlage, ist es mir kalt, unwahrscheinlich kalt. Ich spüre Schweiß auf meiner Stirn und bemerke ihn schließlich am ganzen Körper. Wie von selber tastet meine Hand nach meinem muntxatan (Ehemann). Überflüssig, denn da wir während der letzten Nacht miteinander verbunden eingeschlafen waren, würde ich seine Gedanken, Gefühle oder Träume spätestens jetzt spüren, doch da ist nichts...  Wo mag er sein?

Montag, 3. Juni 2013

Winataron tolätxaw / Winataron ist zurückgekehrt

Muntxatanil oeyä zìm sìrikx prrnenä moeyä.
(Mein Ehemann spürt die Bewegungen unseres Kindes.)

Eine äußerst angenehme Nacht am Feuer endet und die ersten Sonnenstrahlen, die auf meinen Rücken fallen, lassen mich erwachen. Mein größter Stolz scheint auch wach zu sein, denn ich spüre fast von Tag zu Tag immer deutlicher, wie die recht zaghaften Bewegungen immer stärker werden. "Gut so!", lobe ich flüsternd das noch unbekannte Wesen, das in mir heran reift: "Werde stark, wie ein Palulukan (Thanator)."  Da das Feuer kurz vor dem Erlöschen ist, lege ich rasch einige Holzstücke nach, koche mir erst einmal einen Tee und esse ein paar Früchte.

Sonntag, 2. Juni 2013

Titaron asìltsan! / Gute Jagd!

Tìfmetok asyen: Tìtaron oeyä Olo'eyktanhu.
(Letzte Prüfung: Meine Jagd mit dem Olo'eyktan.)


Etwas aufgeregt bin ich schon, als ich Kxìrya und Nìm'wey heute vor der Höhle antreffe. Doch dann steigt mir irgendein angenehmer Geruch in die Nase und ich gehe auf die kleine Feuerstelle zu, an der normalerweise die Heiler immer ihre Tränke, Tees, Salben und Pasten zusammenrühren. Heute scheint Kxìrya jedoch etwas besonderes zu kochen und ich bin innerlich schon sehr gespannt darauf, denn ich rieche deutlich das Fleisch des Yeriks (hirschähnliches Tier), das ich erst gestern erlegt hatte.