Dienstag, 24. Dezember 2013

Tìyawnä ftxozä / Das Fest der Liebe

Ultxa uvanyuä [OOC].
(Ein [OOC] Zusammentreffen der Spieler.)




In einer gemütlichen Runde trafen die Spieler der Charaktere Sey, Tsaro, Ne'wey, Kxìrya, Tac'ìri, Korlan, Dallan Genesis, Tessy Darkfold und  Seysyu zusammen, um einmal gemainsam Revue passieren zu lassen.
Seit nunmehr knapp einem Jahr existiert unsere Second Life SIM 'Pangea - District 12', die seit geraumer Zeit zu einerm Zusammenschluss zweier Einzel SIMs herangewachsen ist. Sowohl IC (in character), als auch OOC (out of character) ist seither viel geschehen. Unzählige Stunden schmolzen bei der Planung und Erstellung unserer Spielewelt nur so dahin. Nicht ohne etwas Stolz können wir daher sagen, dass es uns gelungen ist, eine Welt zu gestalten, die in ihrer Form sehr vielfältig und z.T. auch einzigartig ist.

Dienstag, 17. Dezember 2013

Eywa plltxe pxengaru / Eywa spricht zu uns

Tsìk stawm oel mokrit Txuratxanä.
(Plötzlich höre ich Txuratxans Stimme.)

Irgendwie habe ich bereits, seit ich eben aufwache, so ein merkwürdiges, unbestimmtes und unbeschreibbares Gefühl. Irgendetwas ist passiert oder wird geschehen. Wenn ich nur wüsste, was es ist...?  Es beginnt schon damit, dass unser Lager wie ausgestorben zu sein scheint. Nur Maytame und ich wachen in der Höhle gemeinsam auf. Von den anderen ist nichts zu sehen und zu hören. Daher beschließe ich zunächst, mit der kleinen etwas zu spielen. Sie hat immer noch großen Spaß an Seysyus Kugelspiel und mir gefällt es auch, denn es bieten sich unzählig viele Möglichkeiten, den Weg, den die Kugeln beim Herunterrollen beschreiben, zu beeinflussen. So verwundert es mich nicht, dass Maytame noch in der Höhle bleibt, um etwas neues auszuprobieren, während ich zum Feuer gehe um dort nach den anderen zu schauen.

Montag, 16. Dezember 2013

Txällän holum / Dallan hat uns verlassen

Aysefpìl teri Txällän sì 'olo ayoeyä nìteng.
(Gedanken an Dallan und auch an unseren Clan.)


Die letzten Tage waren für mich, meine kleine Tochter und wohl auch für alle anderen Jäger, Krieger und sonstige Mitglieder der Rey'engya sehr anstrengend, brachten glückliche und unglückliche Momente und es gab Gespräche - Viele Gespräche. Doch immer und immer wieder kommen unsere Unterhaltungen auf ihn, den tsmukan sawtuteyä (Menschenbruder). Obwohl es mir sehr schwer fällt, nicht über Txällän zu sprechen oder auch nur an ihn zu denken, mag ich nicht immerzu über Dinge reden, die ihn und uns betreffen. Manchmal glaube ich, es gibt nichts anderes mehr, über das wir im Augenblick noch reden können.

Hapxì vurä a'awve / Teil 1 der Geschichte

Ftxozä si ko!
(Feste feiern)

Endlich einmal ein Fest. Der Tag war gekommen. Kxìrya und ich drehten uns hin und her und auch die kleine Maytame. Haben wir uns doch extra hübsch gemacht und gaben uns noch schneelle Tipps. Das Tasro wie aus dem Nichts dazu kam, ließ uns schon ein wenig die Gesichtsfarbe wechseln. Naja Mädels unter sich, lassen sich nun nicht so gern bei ihren gaaaanz Heimlichkeiten erwischen. Und dann ausgerechnet Tsaro.

Hapxì vurä amuve / Teil 2 der Geschichte

Srr tìtaronä sì srr ayu amek!
(Tage der Jagd und der unnützen Dinge.)

Tage sind vergangen. In dieser Zeit konnten wir das wunderbare Ritual, das Herz des ersten erlegten Yeriks eines Jägers Eywa zurück zu geben, mit den Maguyuk begehen. Ali'yara, Tochter Korlans und Tac‘ìris, wurde die Ehre nun zu teil. Es ist ein wenig wie erwachsen werden. 

Hapxì vurä apxeyve / Teil 3 der Geschichte

Seysyu tolätxaw.
(Seysyu kehrt zurück.)

Heute fand ich Seysyu völlig geschwächt am Ufer des Sees. Meine Freude war groß, sie lebend zu sehen. Die Geschichte, die sie erzählte, war geradezu abenteuerlich. Scheinbar hatte das große Wasser vor längerer Zeit neue Gefahren gebracht und von diesen wir nun so erfuhren. Seysyu entfernte sich beim Sammeln von Feuerholz weiter vom Lager als sie sollte. Sie brach in den Erdboden ein und stürzte tief. Wasser brach ein und sie versuchte sich irgendwie zu retten. Sie fand einen langen, ansteigenden Gang den sie entlang kroch, so dass sie dem Wasser entkommen konnte. Mich schauderte es bei dieser Erzählung.

Hapxì vurä asìngve / Teil 4 der Geschichte

Ayhrrap amip.
(Neue Gefahren.)

Die Ausbildung Txälläns gestaltet sich zunehmens schwieriger. Weiterhin bringt er die Dinge der sawtute (Himmelsmenschen) mit zum Clan, trotz klarer Anweisungen unseres olo'eyktans (Clanführers). Dadurch entstehen mehr und mehr Spannungen und Verunsicherungen im Clan selbst. Ich halte dies für keine gute Entwicklung. Txällän erzählte dann auch von einem Menschlager unweit unseres Tal.

Hapxì vurä amrrve / Teil 5 der Geschichte

Txällän ke tsun tsive'a!
(Dallan sieht nicht!)

Das Unterrichten Txälläns ist fast unmöglich geworden. Er lehnt inzwischen offen jede Anweisung ab, widersetzt sich den Verboten, Menschendinge mit zum Lager zu bringen, ist unterwegs in unserem Tal mit diesem lauten Eisending, obwohl auch dies vom Eyktan (Clanführer) untersagt wurde. 

Hapxì vurä apuve / Teil 6 der Geschichte

Kum
(Das Ergebnis, die Folgen)


Alle waren am Feuer. Tsaro, Kxirya, Seysyu und Sey. Ich wußte, dass ich nun mit unserem olo’eyktan (Clanführer) sprechen muss und bat ihn ums Wort. Ich erkläre ihm nun alles, was geschehen war. Ich konnte fast fühlen, was in Kxirya vor ging und ich erinnerte mich an die Worte Kxiryas, dass ich doch auch etwas lernen könnte, wie auch Sey schon einmal sagte. Was aber sollte dies sein, frage ich mich. Nichts Gutes kann ich lernen von diesen hetuwong (Aliens). So sehr ich auch darüber nach denke, es will mir nichts einfallen.

Hapxì vurä akive / Teil 7 der Geschichte


Tìtaron payoang Seysyuyä.
(Seysyus Jagd nach Fischen.)

Endlich ein ruhiger Tag. Kxirya war nachts noch zu den Stimmenbäumen gegangen. Maytame kroch zu mir in den Cocoon und schlief tief und fest. So beruhigte die Kleine in dieser Nacht auch mich. 
Beim Schwimmen entdeckte ich Seysyu. Sie schien mit bloßen Händen fischen zu wollen. Sey hatte ich längst bemerkt, als auch er ans Ufer schlich. Wir beschlossen Seysysu nicht zu stören und zu beobachten, wie sie sich anstellen würde. Auch Kxirya gesellte sich zu uns.

Samstag, 7. Dezember 2013

Unil tìterkupteri / Ein Traum vom Sterben

Srake tsame'a oel narit Eywayä?  Slä ke lu kea txopu oer kxitxteri.
(Sah ich das Auge Eywas?  Doch ich bin ohne Angst vor dem Tod.)

In aller Frühe stehe ich auf und muss schmunzeln, denn ich bemerke, dass Maytame noch früher aufgewacht sein muss, als ich. Schon von weitem höre ich sie mit dem uvan ayrumä (Kugelspiel *1) spielt, das Seysyu ihr gebaut hatte. Ich gehe zu ihr und schaue ihr eine Weile bei ihrem Spiel zu. Seysyu hat wirklich eine tolle Arbeit vollbracht, denn die Möglichkeiten, die sich Maytame bieten, um dieses Spiel immer wieder zu verändern, sind schon enorm. Sie baut immer wieder die Bahn, auf der die Kugeln entlang rollen, um. Ich glaube, dieses Spiel schärft ihre Sinne, denn damit es reibungslos funktioniert, muss sie planen und vorausschauend denken.

Dann aber mache ich mich daran, die Dinge zusammen zu stellen, die Ne'wey und ich zur Herstellung des Giftes für unsere Pfeile benötigen. Einige besonders für diesen Zweck hergestellte Schalen, sowie einen Topf mit heißem Wasser, das wir zum Auskochen und Anrühren des Giftes benutzen und etliches weitere Zubehör stelle ich bereit, damit wir mit der Arbeit beginnen können, wenn Ne'wey gleich kommen wird. Maytame ist natürlich sehr neugierig und würde am liebsten mit helfen. Doch dies muss ich ihr verbieten. Es ist viel zu gefährlich für sie und alleine der Dampf, der beim Kochen entsteht, würde sie mit Sicherheit schon in einen tiefen Schlaf versetzen, würde sie ihn länger einatmen. Daher schlage ich ihr vor, ein wenig abseits von uns mit ihrem Spiel fortzufahren, was sie dann auch tut.

Etwas grummelnd kommt dann Ne'wey zu uns. Sie ist noch etwas müde und begrüßt uns mit den Worten: "Rewon lefpom ma menga. ("Guten Morgen, Ihr beiden.")  Ich habe völlig verschlafen."  Sie lächelt und will dann wissen, ob ich bereits mit der Arbeit begonnen habe, was ich aber verneine. Da sie von mir lernen wollte, wie wir dieses extrem starke Gift zubereiten, wollte ich ihr nichts vorweg nehmen. So breite ich dann noch einige Sachen vor dem Fell, auf dem wir beide sitzen, aus und öffne dann das Bündel aus Blättern, in die Ne'wey die giftigen Pflanzen eingepackt hatte, die sie mir von ihrer letzten Reise mitbrachte.

Mit großer Vorsicht trenne ich einige der Blüten von dem Kelch der Pflanze ab, um sie in einer kleinen Schale mit sehr wenig Wasser zu einem dunkelroten, zähflüssigen Brei zu verrühren. Sehr genau beschreibe ich Ne'wey jeden meiner Handgriffe und erkläre ihr immer wieder, dass sie dabei sehr achtsam sein muss, will sie sich nicht selber vergiften. Die Arbeit verläuft gut und wir kommen schließlich an den Punkt, an dem ich die Stängel der Pflanzen ebenfalls zerkleinere, um sie mit anderen Zutaten zu einem gelblich grünen Brei zu vermengen. Ich erkläre ihr: "Dies ist der gefährlichste Teil unserer Arbeit, denn die Stängel sind ebenso giftig, wie die Blüten. Achte genau darauf, dass Du Dich nicht an den kleinen Dornen der Stängel verletzt."

Ne'wey ist so aufmerksam, wie ich sie bisher selten erlebt habe. Jedes Meiner Worte und jeden meiner Handgriffe scheint sie in sich aufzusaugen. Wir haben inzwischen jeder eine Schale, die den dickflüssigen, dunkelroten Brei enthält, vor uns stehen. Als ich beginne, den Stengel zu dem Brei zu verrühren, stoppt Ne'wey mich plötzlich freundlich, aber doch sehr bestimmt mit der Bitte: "Ma Kxìrya, bitte warte!  Zeig mir doch mal Deine linke Hand."

Da ich kein Grund habe, dieser Bitte nicht nachzukommen, hebe ich meine Hand. Im selben Moment scheint mein Blut zu purem Eis zu werden und mein Herz beginnt zu pochen. Meine Augen starren auf einen kleinen, leicht blutenden Kratzer an meinem Handballen. Ich erstarre. Ne'wey spricht mich zwar an, aber ich ignoriere sie. Zu sehr entsetzt mich das, was ich da gerade anschaue. Ob es nur wenige, kurze Momente sind oder eine halbe Ewigkeit, die vergehen, bis ich wieder klarer zu denken vermag, kann ich nicht beurteilen. Mir ist aber klar, dass wir handeln müssen und dies ohne jegliche Verzögerungen.

Da ich weiß, dass sich das Gift umso schneller in meinem Körper ausbreitet, je hektischer ich mich bewege, bleibe ich still sitzen. Ich atme sehr flach und vermeide unnötige Bewegungen. Wieviel Zeit bleibt mir wohl jetzt noch?  Ich überlege, was nun weiter mit mir geschehen wird. Zunächst werde ich wohl die Orientierung verlieren. Dann wird mein Herz anfangen zu rasen, während meine Atmung gleichzeitig immer tiefer und hechelnder wird. Dadurch, so überlege ich weiter, wird mein Blut aber immer schneller durch meinen Körper fließen, sodass das Gift immer schneller und besser wirken kann. Dann muss irgendwann das Ende kommen. Daher zwinge ich mich dazu ruhig zu bleiben, um meinen Pulsschlag so niedrig wie möglich zu halten.

Dass Seysyu, Tac'ìri und Korlan inzwischen bei uns aufgetaucht sind, bekomme ich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr mit. Ich höre nur Maytame, der natürlich nicht entgangen ist, dass etwas geschehen sein muss. Sie ist voller Angst, nun auch noch ihre sa'nu (Mama) zu verlieren. Sie weint. Auf Anraten von Tac'ìri sucht Ne'wey inzwischen nach einigen Blättern der Feuerblume, die ich vor längerer Zeit einmal gesammelt hatte. Sie ist das einzige, das mir in meiner Lage jetzt noch zu helfen vermag vorausgesetzt, die Hilfe kommt schnell genug. Natürlich kann Ne'wey nicht ahnen, dass die Blütenblätter aus unserem Vorrat längst unbrauchbar geworden sind, da sie sich nur eine sehr begrenzte Zeit halten.

"Hole die Blätter der Feuerblume." bitte ich sie, immer sehr darauf bedacht, so ruhig wie möglich zu bleiben, um den anderen so viel Zeit wie möglich zu verschaffen. Immer wieder frage ich mich: Wie lange noch?  Wann wird es zu ende gehen?  Wann werde ich bei Eywa sein?  Ne'wey schaut ungläubig auf die unbrauchbaren Blätter. Ich glaube, sie kann nicht begreifen, dass sie mir damit nicht helfen können wird. Vor meinen Augen bilden sich bunte Farbringe, die immer wieder ineinander fließen und die sich zu immer neuen Farben und ständig wechselnden Mustern ändern. Mein Herz beginnt zu pochen und es wird immer schwerer, mich zu konzentrieren. Ich spüre, dass jemand etwas mit meiner verletzten Hand macht. Wieder beschwöre ich Ne'wey. "Die Feuerblume!  Hole sie!  Bitte!"

Wieviel Zeit vergeht, bis Ne'wey dann plötzlich verschwunden ist, entzieht sich meinem Beurteilungsvermögen. Ich höre Maytame immer wieder wimmern. Sie muss unglaubliche Ängste ausstehen und ich bin einfach nicht in er Lage, ihr diese zu nehmen. Die Stimmen um mich herum verschwimmen langsam zu einem undeutlichen Gemurmel, das sich immer mehr von mir zu entfernen scheint. Ist es der Schein des Feuers, der mich gerade so fürchterlich blendet oder sind es nur Halluzinationen, die mir etwas vorspielen?  Ich weiß es nicht.

Eine beinahe unendliche Zeit vergeht und dann spüre ich, wie sich mein Körper unter Krämpfen zusammenzieht. In mir scheint alles von einem niemals verglühenden Feuer verbrannt zu werden. Ich kämpfe dagegen an, spüre aber, dass meine Kräfte mehr und mehr schwinden. "Ma sa'nuuuuuuu..." höre ich noch einmal die Stimme meiner Tochter. "Nga yawne lu oer ma 'ite oeyä!" ("Ich liebe Dich, meine Tochter!") würde ich ihr am liebsten sagen, kann dies aber nur noch in Gedanken tun. Für einen kleinen Moment denke ich an Winataron...

Plötzlich entspannt sich mein Körper und mich überkommt eine Ruhe, wie ich sie bisher noch nie im Leben gespürt habe. Ich höre Stimmen, die zu mir sprechen, sehe schemenhaft Gestalten und glaube einige von ihnen auch zu erkennen. Dann realisiere ich, dass ich mich auf einer Jagd befinde. Doch wir jagen kein Tier, sondern es ist Dallan. Es muss die Zeit sein, bevor wir uns kennen lernten und bevor er zu uns kam. Aber wie komme ich so plötzlich hier an diesen Ort?  Immerhin kann ich nun aber wieder klar denken und auch handeln. Er ist auf der Flucht vor unseren Jägern und wir durcheilen einen tiefen Wald. Wir werden diesen vrrtep (Dämon) schon kriegen.

Doch er ist flink und entwischt uns immer wieder. Daher versuchen wir ihn einzukreisen. Einige der Jäger verfolgen ihn auf ihren Ikranen (Banshees). Obwohl ich ein Teil dieser Jagd bin, empfinde ich es so als würde ich nur dabei zusehen. Immer wieder werden die Bilder der Jagd auf diesen tawtute (Himmelsmenschen)  von grell bunten Farben überdeckt und immer wieder werde ich durch andere Geräusche von der Jagd auf ihn abgelenkt. In den kurzen Momenten, in denen ich klar sehen kann, erkenne ich, dass er keine Chance hat, uns zu entkommen. Wir werden ihn stellen und töten, das ist sicher. Allerdings ist mir der Grund, weshalb wir dies tun, vollkommen unklar.

Dann ist es endlich so weit. Wir haben ihn umzingelt, sodass ihm kein Ausweg mehr offen bleibt. Siegessicher beobachte ich, wie einige der Jäger auf ihn zugehen. Wieder höre ich Stimmen, die die aufgebrachten Jäger antreiben: "Tspang pot! Ke hifweyko por!" ("Tötet ihn! Lasst ihn nicht entkommen!") und stimme in diese Rufe mit ein. Doch die Rufe verhallen und was bleibt, sind die grellen und in allen Farben schillernden und ineinander laufenden und tanzenden Ringe vor meinen Augen. Dann wird es wieder still und wieder frage ich mich, wo ich bin?

"Ma Maytame?", rufe ich, "Ma Sey?  Ma Tswero?  Pesengit tok frapol?" ("Wo seid Ihr alle?")  Ich spüre mein pochendes Herz. Unermüdlich pumpt es mein Blut bis hinauf in meinen Schädel. Jeder einzelne Schlag wummert in meinem Hals und in meinen Schläfen. Ich versuche mich umzuschauen, doch alles was ich erkennen kann sind Schemen, die hinter einer Art von dichtem, buntem Nebel nur undeutlich auszumachen sind. Doch auch diese Bilder vergehen nach einer für mich unbestimmbaren Zeitspanne wieder. Wie auf einem hellen Pfad bewege ich mich durch diesen Nebel auf irgendetwas zu und dann kommt mir der Gedanke an unsere große Mutter. Ist es der Pfad zu Eywa, dem ich gerade folge?

Angst empfinde ich keine, eher im Gegenteil. Ein Gefühl von unglaublicher Wärme und Geborgenheit überkommt mich. Ich kenne es ganz genau. Es ist das gleiche, das ich schon oftmals gespürt habe, wenn ich zum vitra utral (Baum der Seelen) gegangen bin, um dort zu Eywa zu sprechen. Nur diesmal ist es noch viel intensiver, als ich es bisher erlebt hatte. Es ist beinahe so etwas wie Freude, die ich empfinde. Freude und auch Hoffnung, endlich bei ihr sein zu dürfen und nun auch die wieder zu sehen, die bereits vor mir zu ihr, der großen Mutter, gingen und endlich wieder mit denen vereint zu sein, die ich über alles liebe.

Doch auch dieses vergeht und wird von den Bildern einer anderen Jagd abgelöst. Diesmal sind es vier Jäger, die ich sehe. Wieder folge ich ihnen nur, ohne selber direkt an dieser Jagd beteiligt zu sein. Sie verfolgen einige salioang (Sturmbestien) und es verspricht eine sehr gute und erfolgreiche Jagd zu werden. Die Jäger sind gut, sehr gut sogar. Obwohl ich keinen von ihnen kenne, feuere ich sie an: "Tswayon ma saronyu! Tswayon!" ("Fliegt, Jäger! Fliegt!")  Allerdings werde ich wohl niemals erfahren, wie diese Jagd enden wird, denn die bunten Ringe beginnen wieder vor meinen Augen zu tanzen, bis sie schließlich verblassen.

Schwärze. Undurchdringbare und alles in sich verschluckende Dunkelheit umgibt mich. Ich höre meinen eigenen Atem, hektisch und schnell. Ein Versuch, die nun in mir aufkeimende Angst zu unterdrücken, misslingt mir. Mit rasendem Herzen suche ich nach einem Ausweg. Ob es Jahre sind oder nur die Dauer eines Wimpernschlages wird nur Eywa beantworten können. Doch dann höre ich, zunächst noch sehr weit entfernt und nahezu wispernd, Stimmen. Korlan, ich höre Korlans Stimme. Wo kommt er so plötzlich her?  Eine weitere Stimme erkenne ich und weiß nun, dass es das Ende meines Weges ist, dem ich bis hier hin gefolgt bin.

"Du bist wieder gesund, ma sa'nu (Mama)! sagt die Stimme meines kleinen Mädchens. Aber wo ist sie?  Es ist alles noch so schrecklich dunkel um mich herum. Irgendetwas reißt mich beinahe zu Boden, dann spüre ich Maytames Umarmung. Ich drücke sie an mich. Wieder vergehen einige Momente, in denen ich orientierungslos bin. Ich muss wieder in unserem Lager sein, beginnt es in meinem Gehirn zu arbeiten. Dann vernehme ich sehr vertraute Stimmen. Eine von ihnen gehört der olo'eyktan (Clanführerin) der Maguyuk (befreundeter Nachbarclan), Tac'ìri. Nach und nach erinnere ich mich dann auch wieder an die Gesichter, die zu den Stimmen von Seysyu, Korlan und Ne'wey gehören, deren Klang meine Ohren gerade erreichen.

Nach und nach wird es heller und ich kann zumindest die Formen der mir bekannten Gestalten erkennen. Maytame hält mir einen Becher mit frischem Wasser an den Mund: "Komm trink etwas ma sa'nu (Mami)." . Ich trinke jedoch nur einen kleinen Schluck, denn der wesentlich größere Teil ergießt sich über mein Gesicht und rinnt an mir herunter. Ich atme tief durch und spüre, dass ich wieder ruhig atme und dass auch mein Herz wieder normal zu schlagen scheint. Ich fühle das leichte Zucken Maytames Brust an mir. Sie umarmt mich wieder und weint. Doch diesmal ist es Freude, die sie empfindet.

Erst als ich nach vielen Momenten wieder klar sehen und meine Umgebung wahrnehmen kann, bringe ich die ersten Worte hervor: "Ke Eywahu oe srak?" ("Ich bin nicht bei Eywa?"). Ich sehe Korlan direkt neben mir sitzen. Er ist über und über beschmutzt, ebenso wie das Fell, auf dem ich wohl bis eben noch gelegen haben muss. Doch er lächelt mir zu: "Willkommen zurück im Leben, ma Kxírya."  Mein Blick fällt auf den kleinen, so unscheinbar aussehenden Kratzer am Handballen meiner linken Hand. Korlan muntert mich etwas auf, indem er sagt: "Dein Gift scheint ausgezeichnet zu funktionieren, aber wieso probierst Du es an Dir selber aus, ma tsmuke (Schwester)?"  Dann begibt er sich zum Wasserfall, um sich dort von den Überresten meines Erbrochenem zu befreien.

Ich atme auf, trinke den Tee, den Seysyu mir reicht. Es ist ihr erster Tee, wie Tac'ìri mir schnell zuflüstert. Aber ich genieße ihn, auch wenn ich einige Blütenreste ausspucken muss. Er Tee tut mir gut. zunächst höre ich den andern dann aber erst einmal zu und atme tief durch, als mir das Ausmaß dieser Erzählungen bewusst wird. Es erinnert mich fast an mein Uniltaron (Traumjagd), nur dass ich nicht mein Geistestier gesehen habe. Nicht sicher, ob es Eywas Auge war, das ich sah, berichte ich den anderen erst einmal noch nichts von meinen Erlebnissen. Ich werde die große Mutter aufsuchen und versuchen  das Erlebte mit ihrer Hilfe zu deuten. Hoffentlich wird mir dies gelingen?

Ne'wey ist sehr sauer auf Dallan und als ich sie nach dem Grund dafür frage, berichtet sie, dass er mir natürlich auch gerne helfen wollte und mir irgendetwas seiner Medizin für die sawtute (Himmelsmenschen) einflößen wollte. Sie, Ne'wey, verbot es ihm, womit sie vollkommen richtig handelte. Dallan konnte nicht ahnen, dass er damit meinen Tod verursacht hätte. Es gab nur ein Heilmittel, das mir helfen konnte und dies war die txep'ewll (Feuerblume). Dallan verabschiedet sich mit sehr knappen und kühlen Worten und verlässt dann die Feuerstelle.

Ne'wey, die auch von meinem Erbrechen in Mitleidenschaft gezogen wurde, geht dann zum See, um sich dort zu waschen. Ich bitte sie, mich mitzunehmen, da meine Beine noch etwas wacklig sind. Unter vier Augen versuche ich ihr dann zu erklären, dass Dallan auch nur helfen wollte. Ich verstehe sie und auch dass ihr Handeln unbedingt richtig war. Alles andere hätte unweigerlich zu meinem Tod geführt. Sie erklärt mir jedoch, dass Dallan als numeyu (Schüler) kein Recht dazu hätte, eigenmächtig Entscheidungen zu fällen. Wieder hat sie Recht mit allem, was sie sagt. Allerdings scheint sie dabei jedoch zu übersehen, dass Seys Absicht, sie zu Dallans karyu (Lehrerin) zu machen, nicht ohne Hintergedanken war. Auch Ne'wey sollte etwas von und über Dallan lernen, während sie ihn ausbildet. Dazu scheint sie aber weder gewillt, noch bereit zu sein...

Froh darüber, wieder im Kreise meines Clans und meiner Familie sein zu können, gehe ich mit Ne'wey zur Höhle zurück. Sie muss mich etwas stützen. Der Hang zu unserer Höhle ist weder lang, noch sehr steil. Für mich aber ist er im Augeblick zu anstrengend. Im Lager angekommen, legen wir uns schlafen. Wie sagt Tsaro oft, wenn er sich von uns verabschiedet?  Er sagt: "Es war ein langer, harter Tag..." und genau das war es heute wahrlich auch - Nicht nur für mich. Als ich Maytame in meine Arme schließen kann, bin ich Eywa unendlich dankbar, dass sie mich nun schon zum zweiten mal nicht zu sich geholt hat. Wieder gibt sie mir eine Chance, mein kleines Mädchen auf seinem Weg des Alterwerdens zu begleiten.

Ich spreche leise ein Gebet, das heute eine Spur länger ausfällt, als für gewöhnlich. Erst dann schließe ich meine Augen und freue mich darauf, sie am morgigen Tag hoffentlich wieder öffnen zu können...

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*1: Seysyus Kugelspiel (Risszeichnungen)

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Ayfmawn / Neuigkeiten

Mipa hey sì sìlen amip sì txana aysäfpìl amip nìteng.
(Neue Gesichter, neue Ereignisse und auch viele, neue Gedanken.)

Auch wenn er für den Rest meines Lebens in meinen Gedanken, in meinem Herzen, in den Geschichten, die wir uns erzählen und auch in den Liedern, die wir singen, erhalten bleiben wird, ich glaube, es fällt mir allmählich immer leichter, mich von Winataron, meinem verstorbenen muntxatan (Ehemann) zu lösen.  Gleiches gilt auch für Seys Tochter Tsìlpey und für Kee'lanee. Immer noch pocht mein Herz etwas, wenn ich an sie denke. Sie war meine beste Freundin. Wir teilten alles miteinander. Doch auch dies tritt mehr und mehr in den Hintergrund und ich konzentriere mich auf neue Dinge. Dinge die vor mir liegen und die mich viel Kraft kosten werden und vielleicht auch irgendwann einmal mein Leben...